Vor einigen Jahren beteiligten sich die Allgäuer Bauernverbände an einer großen Bauerndemonstration in Brüssel. Da wo die ahnungslosen Bürokraten haufenweise Vorschriften erlassen um den kleinen Bauern das Leben schwer zu machen. Dagegen lohnt es sich doch mal zu protestieren. Mit dabei waren auch gestandene Bauern aus dem Oberallgäu. Bald 50.000 Bauern aus ganz Europa sollen es gewesen sein. Deutsche, Franzosen, Italiener, Spanier, Österreicher, Polen usw.
Die Masse war so groß, dass die belgische Polizei extra die Stadtautobahn von Brüssel sperrte. So bahnte sich der riesige Demonstrationszug auf der Hauptverkehrsstraße seinen Weg zur Europazentrale. Das kleine Häuflein der Allgäuer Bauern blieb zusammen – so gut es halt ging. Doch eine Vermischung der wandernden Schar war unvermeidlich. Schließlich hörte man viele Sprachen ineinander wuseln. Man meint ja immer, Bauern würden nicht so gerne reden. Aber eigentlich sind sie sehr kommunikativ, vor allem wenn es um ihre Höfe, um ihre Tiere und um ihre Taten geht. Und sie fingen an untereinander zu ratschen, jenseits aller Sprachbarrieren.
So kam es, dass ein englischer Farmer einen Oberallgäuer Bauer ansprach und fragte: „Where do you come from?“ Der Allgäuer antwortete stolz: „Von Kranzegg!“ Der Engländer stutzte, weil er keine Ahnung hatte, wo zum Teufel Kranzegg war. Darum hakte er nach: „Where is Kranzegg?“ Der Oberallgäuer Bauer überlegte kurz. Dann sprach er schelmisch: „Kranzegg liegt zwei Kilometer hinter Kalchenbach!“ Der englische Farmer guckte verdutzt, dann grinste er und klopfte er seinem Allgäuer Kollegen herzlich auf die Schulter und sprach: „Marvellous, nice to meet you“.
Gell… So einfach kann man sich verstehen – wenn man will!
*veröffentlicht im Von-Hier-Magazin 06-07/2019