Als mein Vater vor 50 Jahren unseren Bauernhof „ausgesiedelt“ hat, da habe ich als Kind meine geliebte „Buind“ verloren. Wer den Allgäuer Begriff „Buind“ nicht mehr kennt: Eine „Buind“ ist eine eingezäunte Wiese am Haus, meist mit Obstbäumen, Lagerplatz für Holz und andere Dinge und vielleicht noch mit einem Stadel oder Schuppen. Bitte nicht verwechseln mit einem Garten. In der Buind wird alles mögliche gearbeitet und es tummeln sich sowohl Hausbewohner wie auch alle Haus- und Nutztiere darin.
Wir Bauernkinder fühlten uns in der Buind geborgen. Gemeinsam werkelte man darin, pflanzte und erntete, hütete Kälber und spielte Verstecken oder scheuchte die Hühner. Ich bin manchmal nach der Schule nicht gleich heim zum neuen, modernen Bauernhof meines Vaters, sondern bin zur alten Buind hinüber geschlichen und habe dort gespielt, was mir allerdings viel Schimpfe von meinen Eltern einbrachte. Nachdem der alte Hof verkauft war, wurde meine geliebte Buind leider aufgeschüttet um Garagen darüberzubauen.
Die geliebte Buind ließ mich niemals los. Jahrzehnte später, als ich dann den Hof übernommen hatte, fing ich an auf dem neuen Hof mir wieder eine Buind zu bauen. Als erstes pflanzte ich Obstbäume. Aber auch die moderne Technik blieb nicht außen vor, schließlich ist meine heutige Buind viel größer, sogar mit dem Traktor befahrbar. Holzlagerplatz und ein Stadel mit Photovoltaik und Hackschnitzelbunker sowie ein befestigter Auslauf für Pferde und Rinder. Vor allem im Winter genießen Mensch und Tier die wärmende der tiefstehenden Sonne von Süden her – mit einem herrlichen Blick in die Berge. Es ist auch deshalb so schön heimelig, weil Stallungen, Scheune, Tagesheim und Wohnhaus sich wie ein Hufeisen von drei Seiten schützend um dieses Kleinod schmiegen.
Meine Buind ist zur Seele meines Hofes geworden. Sie ist die Begegnungswelt von Bewohnern und Gästen, von Arbeit und Erholung, von Natur und Technik. So finde ich das gut. Es lohnt sich wirklich seine Kindheitsträume zu bewahren.