Wie bitte? Verstehen Sie nicht? Ja bitte jetzt zuhören. „Los a mol“, ist ein alter Allgäuer Ausdruck für „hör bitte zu!“
Unsere Ohren sind ständig angeschaltet. Sogar im Schlaf. Droht Gefahr, alarmiert das Hören sogar die anderen Sinne. Aber vieles, vielleicht sogar das Meiste um uns herum „überhören wir“, weil wir Menschen total auf das Visuelle fixiert sind. Blicke und vor allem bewegte Bilder locken einfach zu sehr. Wo das Auge hinschaut, da geht unsere Aufmerksamkeit hin. Meinen wir jedenfalls. Denn das unbewusste Hören hat einige Zügel fest in der Hand. Beispielsweise wird ein Film erst so richtig spannend oder herzerwärmend mit der passend unterlegten Filmmusik. Töne gehen halt direkt zu Herzen.
Was gehört – oder eben – überhört wird, das können wir mit der eigenen Achtsamkeit beeinflussen. Wir verpassen sonst viel Gutes, vor allem Glück und positive Momente. Was meinen Sie macht ein freudiges Vogelgezwitscher am Morgen mit meiner Stimmung? Achtsamkeit kann man sich leicht aneignen. Vor allem in der Natur oder ganz einfach in der Stille. Außer man bewaffnet sich als moderner Mensch noch zusätzlich mit digitalen Ohrstöpseln. Ich persönlich finde dies eine moderne Seuche, welche sogar lebensbedrohlich werden kann, z.B. im Straßenverkehr. Auf jedenfall finde ich das Stöpseln unhöflich meinen Mitmenschen gegenüber. Versuchen Sie mal mit so einem Dauerbeschallten ins Gespräch zu kommen. Mission impossible!
Und da sind wir beim nächsten Problem: Durchs gestörte Zuhören können wird auch die Kommunikation untereinander immer schwieriger. Wir werden dadurch einsamer! Ich weiß noch gut, wie ich voll motiviert versuchte in meinen jungen Jahren meine Kunden von meinen Ideen zu überzeugen. Deshalb besuchte ich eine Fortbildung „Verhandeln am Telefon“. Ich war total baff, als die Referentin das Zuhören als den entscheidenden Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation vorstellte. Ihre Methode, das „aktives Zuhören“ setzte sogar noch einen drauf: Zuhören, ausreden lassen und erst dann eine „wertfreie Rückmeldung“ geben. So entstünde ein gegenseitiges Gefühl des Verstehens. Dies sei die Grundlage für jede gute Kommunikation. Also das krasse Gegenteil von dem, was heute so üblich ist, indem jede Aussage sofort gleich mehr oder weniger erwidert wird.
Im Prinzip wissen wir es doch: Wenn wir einander nicht zuhören, dann haben wir einander auch nicht viel zu sagen.
Wir Allgäuer sind übrigens bestens vorbereitet für so ein aktives Zuhören. Denn das entspannte „Hmmh“ oder das lockere „Soso“ als Standardantwort ist in der Allgäuer DNA voll integriert. Deshalb verstehen wir Allgäuer uns auch in so schwierigen Zeiten, weil wir immer schon „aufeinander loset“. 😊
Ihr Altbauer Alois Wohlfahrt
Erschienen im Vorn-Hier-Magazin Nr. 48