Die Werte der Bergbauern

„Landwirtschaft ist mies.“ Dieser Eindruck könnte durchaus entstehen beim Verfolgen der medialen Berichterstattung: Nitrate im Wasser, Pestizide im Essen, Artensterben und Massentierhaltung vergraulen dem Verbraucher den Genuss. Aber auch den Landwirten. Denn immer mehr schmeißen hin.

Strukturwandel nennt dies der Fachmann und verweist auf das ökonomisch notwendige „Wachsen oder Weichen“. Denn schließlich rentiert sich die „moderne Landwirtschaft“ nur in großen Einheiten. Es wird viel Masse erzeugt, zum günstigen Preis. Deshalb ist der klassische Bauer mit seinem Familienbetrieb ein Auslaufmodell und bald hat das preisliche Diktat der Wohlstandsgesellschaft den letzten Bauernhof Deutschlands im Griff. Ganz Deutschlands? Nein – unbeugsame Bergbauern hören nicht auf, Widerstand zu leisten. Denn je bergiger das Land, desto weniger Bauern geben auf. Ist schon irgendwie paradox, oder?

Bergbauern sind tatsächlich anders. Oft sogar „eigen“-brödlerisch. Vielleicht liegt das auch an der unbeugsamen Natur „am Berg“. Dort ist eben nicht alles technisch machbar. Und Massenproduktion schon gar nicht. Darum ist die Kuh dort auch noch ein würdevolles Nutztier und kein Produktionsfaktor der nackten Betriebswirtschaft. Der ethische Umgang mit den Dingen ist der Kern der bäuerlichen Kultur, die auch unsere Kulturlandschaft erschaffen hat. Aber braucht unsere „moderne Gesellschaft“ noch diese Werte?

Wir suchen vielfach Zufriedenheit, Sinn, Naturnähe, Tierliebe oder Outdoor-Action usw. Doch wir suchen sie in spaßigen Trends und im Konsum der Freizeitwirtschaft und vergessen dabei, dass diese Werte auch heute noch im Alltag der Bergbauern bestimmend sind. So ist es für mich kein Wunder, dass mancher Bergbauernhof mit begeisterten Menschen und bewundernswert unternehmerischen Konzepten in die Zukunft geht. Schon im alten Rom galt die „Agri Cultura“ als die ehrbarste Form des Daseins. Die Bergbauern spüren anscheinend diesen uralten Schatz und bewahren ihn für sich und für unsere gesamte Region.

Alois

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