Auf den Spuren der Bauernkultur

Bergbauern sind tatsächlich anders. Oft sogar „eigen“(brödlerisch). Das liegt sicher auch an der unbeugsamen Natur „am Berg“. Dort ist eben nicht alles technisch machbar. Und Massenproduktion schon gar nicht. Darum ist die Kuh dort noch ein würdevolles Nutztier und kein Produktionsfaktor der nackten Betriebswirtschaft. Der ethische Umgang mit den Dingen ist der Kern der bäuerlichen Kultur. Sie hat letztlich unsere wunderbare Kulturlandschaft erschaffen. Aber braucht unsere „moderne Gesellschaft“ noch diese Werte?

Unsere Gesellschaft ist im Umbruch. Unübersehbare Probleme zwingen uns zu nachhaltigen und ökologischen Veränderungen. In diesem Punkt ist der ländliche Raum der Bergbauern noch – oder schon – je nachdem wie man es anschaut, voraus. Weil wir Bergbauern unsere Bauernkultur bewahrt haben. Während in der Leistungsgesellschaft nur die Profitmaximierung und die Ausbeutung der Ressourcen zählt, wirtschaften wir Bergbauern mit der Natur und – ganz wichtig – mit unseren eigenen Wertmaßstäben. Dabei sind wir sehr kreativ und durchaus modern. Jedoch auch immer bereit Verantwortung zu übernehmen. Wir Bergbauern handeln marktwirtschaftlich und vernetzt der regionalen Wirtschaft. Viele Beispiele dazu können wir hier im Oberallgäu zeigen und erlebbar machen. Von Urlaub auf dem Bauernhof, Alpwirtschaft, Tourismus bis hin zu sozialer Landwirtschaft.

In dieser Hinsicht hat die tagtäglich gelebte Bauernkultur im Oberallgäu in vielfältiger Weise eine Vorbildfunktion. Mein Ziel ist es Sie an diesem uralten Kultur-Schatz der Bauern teilhaben zu lassen. Dazu gehört sowohl die Vermittlung der Geschichte, wie auch die Darstellung der heutigen Zusammenhänge. Denn unsere Bauernkultur wirkt auch heute noch stark auf viele Bereiche: auf die Wirtschaft, auf die Gesellschaft, auf die Natur und auch auf jeden Bürger selbst. Das hohe Ziel ist es, ein Miteinander zu berühren. Hin zu einem spürbaren WIR.

Der Zukunftsforscher Prof. Dr. Hans Millendorfer hat schon vor 30 Jahren bewiesen, wie wichtig bäuerliche Werte für die Gesellschaft sind. Am Beispiel der der Zwangskollektivierung der Bauern im ehemaligen Ostblocks konnte er die zersetzende Wirkung der „Entmündigung der bäuerlichen Menschen“ beweisen. „Mit der Zerstörung der Bäuerlichkeit begann die Erosion der Gesellschaft“, war seine Mahnung an unsere kapitalistische Industriegesellschaft.

Doch genau das passiert in weiten Teilen unserer Gesellschaft durch das Forcieren ungehemmter Globalisierung und mit dem unheilvollen Dogma des„Wachsen oder Weichen“ . Doch nicht genug., die Politik setzt zur Lösung der Probleme vielfach auf eine „Ökologisierungs-Bürokratie“, meistens in Verbindung mit Subventionen. Am Beispiel der Landwirtschaft kann man jedoch die daraus resultierende „erlernte Hilfslosigkeit durch permanente staatliche Förderung“ sehr gut nachvollziehen. Damit wird unheilvoll in der Gesellschaft das fortgesetzt, was zur Zerstörung der alten Bauernkultur der einst freien Bauern geführt hat. Die Ausrottung oder die Förderung der Geisteshaltung freier Menschen ist entscheidend für unsere Zukunft. Es geht schlicht um den Hausverstand von uns mündigen Bürgern, um die Freiheit des Menschen an sich.

Prof. Dr. Millendorfer prognostizierte aus seinen Forschungen heraus einen Zukunftstrend der Rückbesinnung auf die jahrhundertelang bewährten Werte der Bauernkulturen. Er nannte es die Hinwendung zum Leben durch die Industriegesellschaft. Dieser Prozeß ist längst im Gange. Er ist ein wesentlicher Teil des heutigen Umbruchs. Die Bauernkultur birgt also einen großen Schatz und viele Handlungsalternativen, die wir für uns nutzen können.

Ich freue mich auf vielfältige Begegnungen und Unterstützung zu diesem Herzensthema. 🙂

Alois