Als junger Bauer lernte ich in der Landwirtschaftsschule lauter fortschrittliche Dinge. Vor allem, wie ich den Ertrag steigern konnte. Also immer mehr Futter und mehr Milch, und gleichzeitig den Liter Milch durch die Mehrproduktion billiger zu machen. Das sollten wir Jungbauern lernen, damit wir im harten globalen Wettbewerb bei der Erzeugung von bestehen könnten. Haben uns die Lehrer gesagt und „eingetrichtert“.
Mit einfachen Worten: wir lernten das Materielle in den Vordergrund zu stellen. Ich hatte meine Lektionen sehr gut gelernt. Ganz besonders hatte es mir damals, es war das Jahr 1980, das Fahrsilo angetan. Diese Dinger gab es Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrtausend noch sehr selten im Allgäu. Von einer Lehrfahrt nach Traunstein brachte ich die Idee des „Traunsteiner Fahrsilos“ heim. Ab da an war ich hochmotiviert das erste Fahrsilo im Dorf zu bauen.
Diese Art der Futterernte faszinierte mich deshalb so sehr, weil wir damit eine bisher ungeahnte „Schlagkraft“ entwickeln konnten. Bisher brauchten wir zur Heuernte meistens 1 bis 2 Monate, ja manchmal sogar bis Anfang Juli bis alles Heu eingefahren war. Aber mit dieser neuen Methode des „plattwalzens“ konnte man in wenigen Tagen alle Felder mähen und einbringen.
Tatsächlich gelang es mir, meinen Vater zu überzeugen und so bauten wir als Erste in Rettenberg das heiß ersehnte Fahrsilo. Und die Schlagkraft funktionierte sofort: Am ersten Tag mähten wir alle Felder – am zweiten Tag karrten wir das ganze Futter in das Fahrsilo. Folie drüber und fertig.
Mann, war ich mächtig stolz damals.
Denn es war eine Art Auszeichnung, wenn man der ERSTE im Dorf war, der sein Heu unter Dach und Fach hatte.
Natürlich wurde danach darüber „getuschelt“. Und so wurde mir eine Anekdote zugetragen, die mich in den nächsten Jahren dann doch sehr nachdenklich machte: Ein alter Bauer, der „Hage Josef“ wurde daraufhin gewiesen, „…dass der Wohlfahrt in zwei Tagen das ganze Heu eingefahren hätte.“ Schlagfertig antwortete dieser: „Na und? Der Wohlfahrt feiert Weihnachten auch nicht vor mir!“
Recht hatte er! Aber das begriff ich erst Jahre später. Ja, die alten Bauern wussten halt noch, worauf es wirklich im Leben ankommt. 🙂