„Ho-ho-ho“, ruft der kleine Stefan – ganz melodisch – wie ein richtiger Hirte und fuchtelt dazu mit dem Haselnuß-Stecken in Richtung der gemütlich laufendenden Kühe. „Immer mit der Ruhe“, bremst ihn der Großvater, „die Elke und die Amanda sind nicht mehr die Jüngsten. Die können nicht mehr so schnell. Wie ich auch.“
Die Vier bilden das Schlusslicht der Herde, die heute auf die Alpe hochzieht. 15 Kilometer lang ist der Weg. Mittlerweile ist der Troß ganz schon weit auseinander gezogen. Aber der Alpweg ist eingezäunt, also kein Grund sich Sorgen zu machen.
Doch plötzlich aufgeregtes Geschrei: „Obacht, obacht!“, hallt es von Weitem. Und schon rasseln die Schellen irgendwo da vorne. Der Großvater weiß sofort was los ist. „Das Jungvieh ist durchgange!“ sagt er aufgeregt zum Stefan, der gleich losrennt um näher dran zu sein. Jetzt kommt auch der Großvater „ums Eck“ und da sehen sie die Bescherung: Der Zaun ist kaputt und fast die ganze Herde „juckt“ mit übermütigen Bocksprüngen die Viehweide hinab. Die anderen Treiber rennen hilflos hinterher.
Der Großvater schüttelt den Kopf. „Das wird uns viel Zeit kosten, bis wir alle wieder beieinander haben“, sagt er resignierend. Sein Blick geht zu den alten Kühen, die am kaputten Zaun stehen geblieben sind. Sie machen keine Anstalten sich der Rennerei anzuschließen. Erleichtert sagt er, „Gottseidank sind unser alten Kühe nicht so spinnig wie die neumodischen Superzuchtkühe.“ Und zufrieden fügt er hinzu: „Das sind halt noch Original Allgäuer, die nichts so schnell aus der Ruhe bringt. So wie wir auch!“ Dabei tätschelt der Großvater liebevoll seinen Enkel. Der kleine Stefan gluckst vor Freude. Dann ruft er melodisch: „Ho-ho-ho“. Und die Vier ziehen wieder weiter….